ERP und Industrie 4.0 im Kontext mittelständischer Unternehmen

ERP und Industrie 4.0 im Kontext mittelständischer Unternehmen


Welche Rolle spielt das ERP-System im Gesamtkontext Industrie 4.0?

Und inwieweit hat Industrie 4.0 den Alltag mittelständischer Fertigungsunternehmen mittlerweile durchdrungen?


Wir sprachen mit einem, der es wissen muss: Siegfried Englert ist langjähriger Leiter Qualitätsmanagement und IT bei der Gustav Eirich GmbH & Co KG (Hardheim).


„Je komplexer und vielschichtiger die Arbeit im ERP ist, desto wichtiger sind die bereichsübergreifende Transparenz und ein modularer Aufbau“ ~ S. Englert


F: Herr Englert, die Automatisierung betriebswirtschaftlicher Prozesse ist gerade für mittelständische Fertigungsbetriebe ein erstrebenswertes Ziel. Auf welche Unternehmenssoftware baut die Gustav Eirich GmbH & Co. KG und warum?


A: Siegfried Englert: Die Firma EIRICH ist ein Einzelfertiger und wir verwenden die Unternehmenssoftware des Ettlinger ERP-Herstellers oxaion. Derzeit arbeiten zirka 500 User damit, knapp 10% davon in ausl. Niederlassungen. Alle Bereiche vom Vertrieb über die Technik, die Produktionsplanung, die Produktion und den Service bis hin zur Buchhaltung sind integriert. Bezüglich der Prozessautomation sind teilweise Workflows eingerichtet. Dieses sinnvolle Hilfsmittel soll zur Unterstützung der Prozessautomation auch noch erweitert eingesetzt werden.


F: Die deutsche Prozessindustrie befindet sich bekanntlich an der Schwelle zur vierten industriellen Revolution. Für ERP-Hersteller werden diesbezüglich die Entwicklungsfelder usability, mobility und connectivity zunehmend wichtiger. Wie nah ist Gustav Eirich an diesen Themen? Und spielt die intelligente Verknüpfung unterschiedlicher Systeme innerhalb der Fertigung nicht schon heute eine gewichtige Rolle?


A: Siegfried Englert: Unabhängig vom Begriff „Industrie 4.0“ sind Daten und Abläufe seit Jahren innerhalb der verschiedenen Bereiche der Firmen vielfältig vernetzt. Beispielsweise gelangen Informationen wie z. B. Zeichnungen, Stücklisten oder Arbeitspläne für die Fertigung mehr oder weniger automatisiert in die Produktion. Hier bedient man sich neben dem ERP-Software weiterer PDM-Systeme bzw. Eigenprogrammierungen. Es werden z.B. Informationen aus der Konstruktionssoftware über automatisch erstellte Sekundärformate mit Informationen der Arbeitsvorbereitung aus dem ERP-System verbunden. Wichtig war und ist, dass stets aktuelle Daten an der richtigen Stelle zum richtigen Zeitpunkt zur Verfügung stehen. Hier ist eine Produktion seit Jahren nicht mehr ohne Automatisierung denkbar. Für die Aussage „mehr oder weniger“ ist allerdings sicher noch eine Optimierung in der Automation im Sinne 4.0 möglich.


F: Was halten Sie als IT-Leiter von der Einbindung mobiler Endgeräte?


A: Siegfried Englert: Mobile Lösungen haben zweifelsfrei ihre Berechtigung. Es ist aber stets zu prüfen, für was sie eingesetzt werden sollen, und ob sie einen Mehrwert bringen. Ist es beispielsweise verkaufsunterstützend, wenn der Vertrieb Live-Daten bezgl. Verfügbarkeiten von Teilen hat, wenn er Sondermaschinen verkauft, die eine Lieferzeit von mehr als 6 Monaten haben? Muss dann eine „Lager-App“ online auf die Lagerlogistik bereitgestellt werden? Man muss also zwischen dem „Einsatz mobiler Endgeräte“ und deren „Einbindung mittels Applikationen“ in Produktivsysteme unterscheiden.

Im Bereich der Fertigung sind mehrere fest stehende Terminals im Einsatz, die sowohl für die Datenerfassung (BDE) als auch zur weiteren Beauskunftung genutzt werden können. Mobile Endgeräte sind im Bereich der Lagerlogistik im Einsatz. Hier ist eine direkte Onlineübertragung von aktuellen Daten relevant.


F: Durch Weiterentwicklungen im Bereich der Software-Ergonomie sollen Anwender ihre Ziele künftig noch schneller und komfortabler erreichen. Inwiefern erfüllt ihr Softwareanbieter schon jetzt die Bedürfnisse? Und was erwarten Sie in Zukunft?


A: Siegfried Englert: Gerade in die Ergonomie und dem modularen, einheitlichen Aufbau der eingesetzten Softwaremodule wird aktuell viel investiert. Power-User, die immer gleiche Prozesse zu erledigen haben können hier nicht mehr so viel Gewinn erwarten wie Mitarbeiter, die mit unterschiedlichen Modulen zu arbeiten haben. Je komplexer und vielschichtiger die Arbeit im ERP ist, desto wichtiger sind die bereichsübergreifende Transparenz und ein modularer Aufbau. Uns unterstützen hier individuell einstellbare Cockpits und Schnellsuchen. Suchmasken und Filter sind zudem speicherbar.


F: Haben Sie sich im Zusammenhang mit Industrie 4.0 und der weiterführenden Prozessautomatisierung auch schon mit dem Thema Cloud beschäftigt? Wäre eine interne oder gar externe Lösung zukünftig sinnvoll für das Unternehmen Gustav Eirich?


A: Siegfried Englert: Derzeit gibt es keine Überlegungen in Richtung Cloud. Natürlich informieren wir uns dazu, allerdings fiel die Entscheidung bisher immer zu Gunsten einer internen Lösung aus.


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