Der Markt für elektronische Sicherheitstechnik wächst stetig. Gleichzeitig fehlt es den Errichtern an Fachkräften, die diese auch einzubauen vermögen. Nach den jüngsten Berechnungen des Bundesverbands Sicherheitstechnik e.V. (BHE), dauert es oft zwölf bis 15 Monate bis eine Stelle nachbesetzt wird. Um auch mit weniger Personal erfolgreich wachsen zu können, hinterfragen viele aktuell ihre eigenen Prozesse und setzen verstärkt auf Digitalisierung. Doch welche Grundlagen sollten im Betrieb vorhanden sein und was sind die Herausforderungen bei einem solchen Projekt? Von welchen Mehrwerten kann ein Errichter letztlich profitieren, wenn er die wichtigen Prozesse im Betrieb digitalisiert?
Der Osnabrücker Branchenspezialist es2000 entwickelt seit mehr als 25 Jahren ganzheitliche ERP-Software auf Basis branchentypischer Anforderungen. Zum Kundenkreis zählen Errichter-Betriebe von Sicherheitssystemen, ITK-Systemhäuser sowie Gebäudetechniker. Wir sprachen mit Palmiero Sibilio, Director Sales bei es2000, über aktuelle Chancen und Befindlichkeiten der Branche, und inwiefern Digitalisierung gerade für kleine und mittelständische Errichter zum alles bestimmenden Erfolgsfaktor werden kann.
Fakt ist auch: Für Errichter ist Sicherheit ein großes Thema. Da wird der analogen Welt häufig noch mehr vertraut als der digitalen. Darüber hinaus setzen viele Unternehmen der Errichterbranche noch auf Lösungen, mit denen sie über viele Jahren hin erfolgreich gearbeitet haben. Dass es mittlerweile neue Softwarelösungen am Markt gibt, mit denen sich das Tagesgeschäft schneller, einfacher, kostengünstiger und auch mit weniger Fachpersonal erledigen lässt, ist zwar bekannt. Aber den richtigen Zeitpunkt für einen Wechsel zu wählen, ist für viele eine Herausforderung. Schließlich bedeutet eine Software-Einführung immer auch den Einsatz von Zeit, Geld und Personalressourcen.
Wir schauen uns im Vorfeld ganz genau an, wo das Unternehmen aktuell steht und wie es sich am Markt platziert. Hier spielen mitunter auch ganz allgemeine Faktoren eine Rolle wie bspw. Branche, Unternehmensgröße, Mitarbeiter- und Kundenzahl. Dann erörtern wir gemeinsam den gewünschten Digitalisierungsgrad und wie sich dieser in der Realität am besten umsetzen lässt. Dabei werden Fragen relevant wie: Wie zeitgemäß ist das Unternehmen aufgestellt, wie hoch ist die Investitionsbereitschaft und wie stark möchte der Errichter in Zukunft wachsen? Hierfür überprüfen wir bspw. die vorhandenen IT-Strukturen und auch eventuelle Anbindungsanforderungen. Auf diesen Erkenntnissen bauen wir dann unsere Beratung auf. Wir begleiten unsere Kunden bei allen Schritten und teilen ihnen genau mit, was, wann und in welchem Umfang erfolgen sollte.
Bei Technologietrends wie etwa der Digitalisierung des Außendienstes anhand mobiler Lösungen stoßen wir hingegen auf mehr Zurückhaltung. Hier halten viele noch an ihren Auftrags- und Servicemappen fest. Spätestens aber, wenn ein Unternehmen im Begriff ist zu wachsen, kann das zum echten Problem werden. Nimmt der Papierkram zu, leidet die Transparenz und somit auch die Verfügbarkeit der eingesetzten Mitarbeiter. Es kommt zu Verständigungsproblemen zwischen Innen- und Außendienst und geleistete Stunden oder Materialverbräuche werden nur unzureichend oder gar nicht erfasst. Daraus resultieren dann schnell wirtschaftliche Schäden, die vor allem kleine und mittelständische Errichter in Schieflage bringen können.
Werden bspw. Arbeitsberichte mobil erfasst, können Rechnungen schneller gestellt werden. Der Techniker kann noch vor Ort beim Kunden seinen Arbeitsbericht und seine Arbeitszeit erfassen und diese Informationen per Fingertipp zur Fakturierung an das Office-Team weiterleiten. Der Kunde erhält somit noch bevor der Techniker den Hof verlässt, einen Arbeitsbericht und nur wenig später die Rechnung dazu. Wir hören immer wieder, dass die Kunden begeistert sind von dieser neuen Transparenz und auch Schnelligkeit und deshalb auch eher bereit, die Rechnung sofort zu bezahlen.
F: Neben nahtlosen Prozessen und einer erhöhten Transparenz geht es parallel also auch darum, die Kundenzufriedenheit zu steigern?
Wir raten deshalb, den Informationsfluss zum Kunden so durchgängig wie möglich zu gestalten. Die Automatisierungsmöglichkeiten gehen inzwischen soweit, dass der Kunde direkt nach Erledigung des Auftrages den Arbeitsbericht und die Rechnung per E-Mail erhält. So kann er unmittelbar nachvollziehen, was der Techniker vor Ort gemacht hat und ob dies ordnungsgemäß abgerechnet wurde. Das stärkt das Vertrauen in den Dienstleister. Das Ergebnis ist, dass Rechnungen schneller bezahlt werden, wovon wiederum auch die eigene Liquidität profitiert.
F: Welche Herausforderungen sehen Sie aktuell bei einem Digitalisierungsprojekt – speziell bei Unternehmen der Errichterbranche?
Unsere Kunden sind sehr breit gefächert: vom kleinen regionalen familiengeführten Errichter mit zehn Mitarbeitern bis hin zum Konzern. Unabhängig von Ausrichtung und Größe muss jedem Unternehmen klar sein, dass ein Digitalisierungsprojekt immer auch ein Unternehmensprojekt ist. Dazu gehört auch, dass gerade kleinere Errichter von Anfang an auf eine flexible, zukunftssichere Lösung setzen sollten, mit der sie auch wachsen können. Damit sie eben nicht irgendwann eine kritische Grenze erreichen, bei der sie gezwungen sind, die bisherigen Lösungen durch eine komplett neue ERP-Software ersetzen zu müssen.
So handhaben wir das zumindest bei unseren Software-Einführungen. Und wir können aufgrund unserer langjährigen Erfahrungen versichern: Eine intensive Anfangsphase wie auch der hohe Einsatz von Zeit und Ressourcen haben sich bisher immer ausbezahlt. Denn: Spätere Updates oder Erweiterungen können dann schneller, einfacher und mit geringerem Kostenaufwand realisiert werden.
Unsere Herausforderung ist es, die Kunden an eine ganzheitliche Betrachtung von ERP heranzuführen und sie Schritt für Schritt von den Mehrwerten zu überzeugen. Wir sagen immer: Die Kunden müssen lernen, zu verlernen. In vielen Bereichen sollten sie dafür ihre herkömmlichen, eingefahrenen Wege verlassen. Sie müssen bereit sein, sich auf neue Arbeitsweisen einzulassen. Unsere mitunter schwierigste Aufgabe ist es, dem Kunden aufzuzeigen, an welchen Stellen er Zeit und Geld spart, damit sich seine anfängliche Investition schnellstmöglich amortisiert. Der Kunde sollte sein Augenmerk nicht zu sehr auf die Kosten legen: eine ERP-Software ist vielmehr eine Investition in seine Zukunft – in seine Wettbewerbsfähigkeit. Und das müssen wir als Anbieter mit Mehrwerten belegen und im weiteren Verlauf auch beweisen.
Letztendlich verfolgen wir zwei Etappenziele. Ziel 1: Das klassische Errichter-Tagesgeschäft im Bereich Vertriebs- und Servicemanagement soll so schnell wie möglich – natürlich mithilfe der optimierten Prozesse – wieder laufen. Ziel 2: Wir verschaffen dem Kunden durch neue Module weitere Mehrwerte.
Das ist natürlich immer abhängig von der Unternehmensgröße und den jeweiligen individuellen Anforderungen – wir hatten schon Software-Einführungen mit einer Laufzeit von lediglich drei Monaten. Bei größeren Unternehmen mit komplexeren Prozessen müssen wir natürlich mehr Zeit investieren.
Letzten Endes ist ein Software-Projekt nie ganz abgeschlossen. Denn im Grunde verkaufen wir ja keine Software, sondern den Digitalisierungsgedanken und die Prozesse dahinter. Und dadurch, dass wir den Fokus auf der Branche haben, entwickeln wir natürlich immer weitere Funktionalitäten, von denen die Errichter im Tagesgeschäft profitieren.
Unsere Aufgabe ist es, die Vorteile einer ERP-Investition aufzuzeigen. Deshalb erarbeiten wir in den anfänglichen Abstimmungsgesprächen gemeinsam die Ziele und die Motivation des Projektes. Wir schauen detailliert, wo es dem Errichter aktuell „weh tut“. Sobald wir die Herausforderungen, Sorgen und Nöte kennen, können wir genau sagen, ob und wie wir diese durch unsere Software lösen können.
Uns ist klar, dass wir an diesen Zielen auch gemessen werden. Und in manchen Projekten müssen wir auch zugeben, dass unsere Lösung etwas nicht leisten kann. Aber nur diese transparente und partnerschaftliche Kommunikation auf Augenhöhe bringt beide Seiten letztendlich weiter. Denn nur, wenn wir halten, was wir versprechen, können wir unsere Kunden auch für uns begeistern und langfristig mit ihnen zusammenarbeiten.
F: Dennoch müssen gerade kleinere Unternehmen erst einmal genügen Spielraum für solcherlei Investitionen besitzen. Da fällt es mitunter wohl schon zu Beginn des Projektes schwer, gelassen zu bleiben. Was raten Sie diesen?
Gerade für kleinere und mittelständische Errichter ist es wichtig, zu wissen, dass es in punkto Digitalisierung eine ganze Bandbreite an Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten gibt. Die Fördermittelhöhe ist dabei recht unterschiedlich, wir hatten schon Digitalisierungsprojekte, die zu 100 Prozent gefördert wurden. Natürlich geben wir da auch gerne Tipps in diese Richtung.